Interposed II — Lecture Series, Summer 2024
Repost von Interposed Mainz
Im Sommersemester 2024 luden wir zu drei Abendveranstaltungen des Studiengangs Kommunikationsdesign ein. Im Mittelpunkt standen Vorträge und Diskussionen rund um den Wandel des Designs. Schwerpunkte der Veranstaltungsreihe waren die Potenziale von Post- und Transdisziplinarität in Bezug auf Design, die Diversifizierung des Arbeitsfeldes sowie die Aktualisierung der Berufsethik. Eingeladen waren Positionen aus den Bereichen Journalismus, Designkritik, Spekulative Gestaltung, Designgeschichte und Gestaltungslehre. Als Gäste freuten wir uns Nina Sieverding, Matthias Görlich, Johanna Mehl, Silvio Lorusso, Noam Youngrak Son und Claudia Doms in Mainz begrüßen zu dürfen.
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In the summer semester 2024, we invited people to three evening events hosted by the communication design program. The focus was on lectures and discussions about the transformation of design.
The series of events focused on the potential of post- and transdisciplinarity in relation to design, the diversification of the field of work, and the updating of professional ethics. Invited were positions from the fields of journalism, design criticism, speculative design, design history and design theory. We were pleased to welcome Nina Sieverding, Matthias Görlich, Johanna Mehl, Silvio Lorusso, Noam Youngrak Son and Claudia Doms in Mainz as guests.
Fotos von: Lena Schäfer, Elena Westiner, Nicole Schäfer
Künstlerisch-wissenschaftliche Konferenz | Präsenz & Online | 31. Mai bis 2. Juni 2023
IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften Wien & IFK@Zoom
VIKTORIA Raum für künstlerische Forschung und Social Design Wien
Die Konferenz legt ihren Fokus auf verschiedene Herkunftslinien topologischer Konzepte und Verfahren (Philosophie, Mathematik, Gestalttheorie, Psychoanalyse u.a.) und bezieht deren Prinzipien der Transformation und Nicht-Orientierbarkeit anhand von Beiträgen aus Kunst und Theorie auf Fragen von Gender und Identität.
Mit der Etablierung der Topologie als mathematischer Disziplin haben topologische Konzepte seit dem frühen 20. Jahrhundert in vielfältigen Kontexten zentralen Stellenwert erlangt. Waren es zunächst die Naturwissenschaften, die neue Theorien von Raum, Zeit und komplexen Mannigfaltigkeiten entwickelten, so interessierten sich bald auch die Geistes- und Sozialwissenschaften und die Künste für topologische Relationen und Konzepte wie die Vierte Dimension, das Prinzip stetiger Transformation und die paradoxale Nicht-Orientierbarkeit von Strukturen, die in ihrer Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit nicht mit traditionellen Begriffen der Repräsentation zu vereinbaren sind. Insbesondere vor dem Hintergrund gestalttheoretischer, phänomenologischer, post/strukturalistischer und neomaterialistischer Ansätze sind topologische Denkfiguren und Verfahren wie das Verknüpfen, Vernetzen, Verzerren, Weben, Falten oder Umstülpen aus gegenwärtigen Diskursen und Praktiken nicht mehr wegzudenken. Damit liefern die relationalen und prozessualen Ansätze der Topologie auch ein Theoriemodell, um Fragen von Gender und Identität kritisch zu situieren und jenseits binärer Zuschreibungen neu zu denken.
Entgegen den oft oberflächlichen Begriffsaneignungen, die im Kontext des ›spatial turn‹ zu beobachten sind, legt die Konferenz ihren Fokus auf unterschiedliche Herkunftslinien topologischer Konzepte (Philosophie, Mathematik, Gestalttheorie, Psychoanalyse u.a.) und befragt diese mit Blick auf mögliche Ästhetiken und Politiken der Nicht-Orientierbarkeit. Konkret gilt es reale, imaginäre und symbolische Verhältnisse, soziokulturelle Konstellationen und Utopien im Sinne einer Logik der Transformation zu denken, derzufolge dichotome Kategorien wie Innen und Außen, Subjekt und Objekt, Werk und Prozess nicht klar unterschieden sind, sondern vielmehr analog zur Struktur eines Möbiusbandes kontinuierlich ineinander übergehen. Im Sinne einer Kritik heteronormativer Zuschreibungen fragt die Konferenz nach topologischen Denkmodellen und Verfahren in Kunst und Theorie, mit denen traditionelle Genderstereotype und die damit verbundenen ästhetischen, institutionellen und gesellschaftlichen Herrschaftsformen durch Strategien der Umstülpung, Dehnung und Diffraktion (Karen Barad) durchkreuzt werden können.
Im Kontext psychoanalytischer (Jacques Lacan) und queer/feministischer (Luce Irigaray, Sara Ahmed) Ansätze kann das Konzept der Nicht-Orientierbarkeit in Bezug auf Prozesse der Des/Re/Orientierung und eine Logik des Sinns (in der Doppelbedeutung von frz. sens »Sinn, Richtung«, Gilles Deleuze) produktiv gemacht werden. Das Konzept der Nicht-Orientierbarkeit ist dabei nicht mit Begriffen wie Orientierungslosigkeit oder Unentschiedenheit zu verwechseln, in denen sich historische Zuschreibungen wie das antike Konzept der wandernden Gebärmutter (Platon), die Pathologisierung des Weiblichen in der modernen Hysterieforschung (Jean-Marie Charcot, Sigmund Freud) oder homo- und transphobe Diskriminierungen fortschreiben. Während heteronormative Geschlechterlogiken räumliche Kategorien wie innen und außen, oben und unten, nah und fern voraussetzen, die Weiblichkeit auf eine Gefäßfunktion reduzieren und sie damit einem passiven Objektraum zuweisen (Irigaray), lassen sich Prozesse der gelebten (sexuellen) Orientierung mit dem Konzept der Nicht-Orientierbarkeit auf Formen der Transposition (Rosi Braidotti) und Kohabitation (Ahmed) zurückführen und damit als relational, prozessual und unabgeschlossen denken.
Mit Blick auf eine historische Verortung von Ästhetiken und Politiken der Nicht-Orientierbarkeit ist zu betonen, dass gerade transdisziplinäre und künstlerisch-forschende Ansätze (auf technischer wie konzeptioneller Ebene) oft auf Verfahrensweisen rekurrieren, die dem traditionell weiblich besetzten Bereich des Textilen entstammen (Verknüpfen, Vernetzen, Weben, Flechten etc.) und die parallel zur Etablierung der Zentralperspektive infolge einer Monopolisierung und Hierarchisierung von Wissenskulturen zunehmend aus dem Feld der Kunst verdrängt wurden. Erst die Topologie hat die raumzeitliche Plastizität und Tiefe von Linien, Flächen und Körpern wiederentdeckt und damit auch die Bedeutung textiler Operationen für Kunst und Forschung offengelegt. Dieser erneute Einsatz topologischer Konzepte und Verfahren betrifft eine Vielfalt konkreter Anwendungen (etwa im Bereich der Textiltechniken und des Coding) ebenso wie gestalttheoretische Ansätze (Kurt Lewin, Jean Piaget) oder Theorien des Sensorischen (Maurice Merleau-Ponty, Michel Serres) und der Taktilität (Barad).
In der bildenden Kunst zeigt sich der queer/feministische Einsatz der Topologie nicht nur auf theoretischer und inhaltlicher Ebene, sondern insbesondere auch in der Erschließung neuer Handlungsräume und Instrumentarien. Gerade Künstler*innen, die aufgrund von Sexismus, Homophobie und/oder Rassismus von Exklusionsmechanismen betroffen waren, wandten sich mit relationalen, prozessualen und performativen Ansätzen gegen modernistische Konzepte von Werk und Autor*innenschaft. Partizipative, kollaborative und kuratorische Praktiken (Lygia Clark, Andy Warhol, VALIE EXPORT, Lucy Lippard) sind hier ebenso von Interesse wie Body Art, Performance und Happening (Yayoi Kusama, Senga Nengudi, VALIE EXPORT, Hannah Wilke), der Einsatz textiler Verfahren (Anni Albers, Rosemarie Trockel) oder Arbeiten zum De/Coding von Gesten, Taktilität und Interfaces (Josephine Pryde, Julien Prévieux).
In einer Verschränkung topologischer Praktiken und Konzepte versammelt die Konferenz Beiträge aus Kunst und Theorie, um eine Diskussion über mögliche Ästhetiken und Politiken der Nicht-Orientierbarkeit anzustoßen.
KONZEPTION: Sarah Kolb (Linz/Wien), Ilka Becker (Mainz/Köln)
Gefördert durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des FWF-Elise-Richter-Projekts »Topologien der künstlerischen Forschung« von Sen. Sct. Dr.in Sarah Kolb, Abteilung für Kunstgeschichte & Kunsttheorie, Kunstuniversität Linz (Projekt Nr. V 813-G).
PANEL 1 @ IFK & IFK@Zoom | Moderation: Sabeth Buchmann
16:00–16:45 Paradoxe der borromäischen Psychoanalyse | Samo Tomšič (Hamburg)
16:45–17:15 PAUSE
17:15–18:00 The (Gendered) Topology of Artificial Intelligence | T’ai Smith (Vancouver)
18:00–18:45 Anni Albers: Conquering and Reorienting the Grid | Brenda Danilowitz (Bethany, Connecticut)
PANEL 3 @ IFK & IFK@Zoom | Moderation: Sarah Kolb
14:45–15:30 VALIE EXPORTs Raumaufnahmen | Ulrike Hanstein (Linz)
15:30–16:15 Alles was man kann nicht sein – Hinwendung und Abwendung bei Senga Nengudi | Stephanie Weber (München)
16:15–16:45 PAUSE
16:45–17:30 Soziale Topologien in installativen Werkformen | Sabeth Buchmann (Wien/Berlin)
PANEL 4 @ VIKTORIA – RAUM FÜR KÜNSTLERISCHE FORSCHUNG UND SOCIAL DESIGN
19:00–19:45 Singing the Shirt | Kerstin Schroedinger (Berlin)
Im Anschluss DJs isa (@minbar.wien) und El Tigre (guest DJ @homoriental_vienna)
Freitag 2. Juni
PANEL 5 @ IFK & IFK@Zoom | MODERATION: ULRIKE HANSTEIN
10:00–10:45 Haptische Bilder — Körper als Unmenge | Karin Harrasser (Linz/Wien) & Katharina Müller (Wien)
10:45–11:30 Sex in Public | Emma Wolf-Haugh (Berlin/Dublin)
11:30–12:00 PAUSE
12:00–12:45 Topologien des Fleisches | Kathrin Busch (Berlin)
12:45–13:30 Lilith, geh weg. Lullaby oder Topologien des wiederkehrenden Endes | Anne von der Heiden (Linz) & Anouk Hoogendoorn (Amsterdam/Montréal)
DIE KONFERENZ FINDET HYBRID STATT.
Für die Teilnahme in Präsenz wird aufgrund beschränkter Plätze um Anmeldung via E-Mail gebeten: .
Am Donnerstag 1. Juni findet das Abendprogramm im VIKTORIA Raum für künstlerische Forschung und Social Design Wien statt. Bitte beachten Sie, dass diese Programmpunkte nicht via Zoom übertragen werden.
Exploring different visualisation strategies in order to communicate data through research-led teaching practices.
How can complex systems like water cycles be effectively visualized and communicated to stakeholders with varying needs and situated in diverse locations? Bachelor students from the Graphic & Information Design course at the New Design University in St. Pölten, attending the Data Visualisation class, held by Prof. Enrico Bravi, explored different visualisation strategies in order to communicate data about the water cycle and water balance in different parts of the world, for various purposes and audiences.
Three different kind of basins and sub-basins around the world were selected: the Salzach Basin (Europe); the Lake Victoria Basin (Africa); the Bhima Basin (Asia).
These basins were investigated at four different levels of analysis, in order to frame the complex subject matter.
A selection of the most compelling results of the course have been collected in a tabloid-format publication to document the project and to share the effects and the challenges of research-led teaching practices in undergraduate courses and, generally, the role of information designers when it comes to supporting the communication and understanding of complex scientific topics.
<DE> The Water Cycle project: visualising water balance
Wie kann die Relevanz komplexer Systeme—wie beispielsweise der Wasserkreislauf—visualisiert und effektiv an Stakeholder mit unterschiedlichen Bedürfnissen und an verschiedenen Orten kommuniziert werden?
Studierende des Studiengangs Grafik- und Informationsdesign an der New Design University in St. Pölten untersuchten im Seminar Datenvisualisierung unter der Leitung von Prof. Enrico Bravi verschiedene Visualisierungsstrategien, um Daten über den Wasserkreislauf und den Wasserhaushalt in verschiedenen Teilen der Welt für unterschiedliche Zwecke und Zielgruppen zu vermitteln. Es wurden drei verschiedene Arten von Einzugsgebieten und Teileinzugsgebieten ausgewählt: das Salzach-Becken (Europa), das Victoria-Becken (Afrika) und das Rhein-Becken (Asien).
Diese Becken wurden auf vier verschiedenen Analyseebenen untersucht, um die komplexe Materie zu erfassen. Eine Auswahl der überzeugendsten Ergebnisse des Kurses wurde in einer Publikation im Broadsheet-Format zusammengestellt, um das Projekt zu dokumentieren und die Auswirkungen und Herausforderungen forschungsgeleiteter Lehrpraktiken für Studierende zu vermitteln. Außerdem soll durch das Projekt ein Blick auf die allgemeine Rolle von Informationsdesigner:innen geworfen werden, wenn es darum geht, die Kommunikation und das Verständnis komplexer wissenschaftlicher Themen zu unterstützen.
Maureen Ekizoglu ist seit August 2022 Gesellschafterin und Geschäftsführerin des Dialogmuseum. Seit 2020 engagierte sie sich als pädagogische Leitung vorwiegend dem Prozeß der Neueröffnung und inhaltlichen Neuausrichtung. 2012 bis 2018 war sie als wissenschaftliche Assistenz des Sammlungsleiters „Kunst der Moderne“ an zahlreichen Ausstellungen und Publikationen des Städel Museums beteiligt. 2019 war Ekizoglu wissenschaftliche Mitarbeitende am Deutschen Ledermuseum in Offenbach und für die Neukonzeption des Hauses und als Kuratorin beschäftigt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Inklusion, Museumspädagogik und Szenografie. www.dialogmuseum.de
Matthias Schäfer ist studierter Sozialpädagoge, langjähriger leitender Mitarbeiter im Dialogmuseum Frankfurt und seit 2022 Jobcoach beim Reha-Beratungs- und Schulungszentrum blista Frankfurt. Als blinder Computerexperte ist er ein sehr gefragter Consultant im Bereich inklusive Ausstellungsgestaltung und spezialisiert auf „Inklusion durch Digitalisierung“.
Max Wolf hat sich auf innovative und überraschende Lösungen für virtuelle wie analoge Räume spezialisiert. Mit der von ihm mitgegründeten Firma MESO Digital Interiors arbeitet Wolf an der Schnittstelle von Technologie und Design. Auf dem Feld des Mediensystemdesigns konzentriert er sich auf ausgeklügelte Lösungen für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie den neuartigen Einsatz von softwaregestützten Technologien wie Projektion, LEDs und Sensorik. www.meso.design
Victoriya Grabowska unterrichtet seit 2010 Type Design an der Universität der Künste in Poznań, Polen. In ihrem Vortrag stellt sie Maria Theresia vor, ein pädagogisches Schriftsystem für blinde und sehbehinderte Leser, das sie 2016 entwickelt hat. Darüber hinaus verschreibt sich die polnische Type Designerin in ihren Projekten lateinischen und kyrillischen Schriftsystemen. Einige ihrer Schriften sind bei der Schweizer Schriftgießerei Lineto und dem New Yorker Darden Studio erhältlich, dem sie seit 2017 angehört. Ihre Arbeit wurde mit dem Certificate of Typographic Excellence des Type Directors Club, NY (2020) und beim Granshan Non-Latin Type Design Competition (2022) ausgezeichnet. www.viktoriyagrabowska.com, @viktoriya_grabowska
How many writing systems are there in the world? What is their relation to the languages of the world and the individual linguistic sounds? Why are only half of them available on computers and smartphones? What are the aerodynamics of the pronunciation of human sounds? Why do pictograms always function simultaneously as ideograms? Who invented »writing« ? And what would a complete family tree of writing systems look like?
In a visual lecture, the artist Ilka Helmig and the designer Johannes Bergerhausen present aspects of their typographic or artistic research and their projects on writing systems, Unicode, languages and the visual aspects of the aerodynamics of human sounds.
Afterwards, there will be enough time for a lively discussion over drinks at the counter.
Talk will be in German, slides in English.
Thursday 08/12/22, 19:00
Ilka Helmig (*1971) studied visual communication and fine arts in Nuremberg and Bonn. Since 2007 professor for visual conception and drawing at FH Aachen. Her work has been shown, among others, at the National Museum of Nairobi, Ludwig Forum Aachen, Bienal de la Pintura Ecuador, Karst Gallery Plymouth, Leopold-Hoesch Museum Düren, Museum für Neue Kunst Freiburg. 2018 Artist in Residence Graz, Steiermark. 2019 West Museum for contemporary art, The Hague. 2020 Artist in Lab fellow of Fraunhofer Gesellschaft. Since 2018 board member of »And She Was Like: BÄM!«.
Johannes Bergerhausen (*1965) studied visual communication at FH Düsseldorf. From 1993 to 2000, he lived and worked in Paris. 1998 research grant of CNAP, Paris. Since 2002 Professor of Typography at HS Mainz. 2004 decodeunicode.org. 2011 »Die Schriftzeichen der Welt«. 2014 »Digital Cuneiform«. Since 2014 visiting professor at ANRT in Nancy, France. Since 2016 Missing Scripts Project, since 2018 worldswritingsystems.org 2019 »Missing Scripts«, West Museum for contemporary art, The Hague. 2020 »Picto-, Ideo-«.
For further information on the lecture, please visit the link below:
https://a-z-presents.com/#contact