!REVOLUTION!
INTERNATIONAL GENDER DESIGN AWARD 2025 goes to UN/SEEN
Im Institut Designlabor Gutenberg schreiben Prof. Dr. Petra Eisele und Prof. Dr. Isabel Naegele mit ihrem Forschungsteam Designgeschichte neu und setzen sie in Bezug zu aktuellen Genderfragen. Für diese zugleich herausragende wie grund- legende Forschungsleistung erhielt UN/SEEN den inter- nationalen Gender Design Award Iphigenia in der Kategorie »Revolution«.
Anlässlich des Festakts im Museum Angewandte Kunst Köln (MAKK) stellte die Jury des internationalen Gender Design Networks (iGDN) fest:
»Die Zeit vor dem Bauhaus und die Bedeutung des `Kunstgewerbes´ wurden in der deutschen Designgeschichts- schreibung lange vernachlässigt. Während die Leistungen männlicher Akteure gut dokumentiert sind, erfordern selbst fragmentarische Informationen über Gestalterinnen aufwendige Recherchen. Mit UN/SEEN schließt das Designlabor Gutenberg an der Hochschule Mainz nun eine bedeutende Lücke und rückt Frauen im Grafik-Design zwischen 1865–1919 und heute in den Mittelpunkt.«
Seit einigen Jahren widmen sich Projekte am Designlabor Gutenberg der gesellschaftlichen Relevanz von Design. Design- wissenschaftler*innen befassen sich dort mit Fragen nach Diskriminierung und Intersektionalität und führen einen intensiven Diskurs über Gender und Design – insbesondere im Grafik-Design. »Um diese Diskussion zu führen, ist es wichtig, die Ursprünge des Designs zu verstehen«, erläutern die Initiatorinnen des Projekts.
Selten liegen Geschichtsschreibung und Gegenwartsgestaltung so eng beieinander wie bei UN/SEEN. In den Archivrecherchen entdeckten die Wissenschaftlerinnen eine deutliche Leerstelle: Obwohl es einflussreiche weibliche Protagonistinnen im Grafik-Design jener Zeit gab, blieben sie weitgehend unsichtbar.
Aus dieser Erkenntnis entstand das vom BMFTR geförderte Forschungsprojekt. Bislang vergessene Gestalterinnen werden wieder sichtbar – etwa durch Archivarbeit oder durch Wikipedia-Artikel. Die UN/SEEN Plattform dokumentiert die Arbeit zahlreicher historischer Designerinnen; diese verbindet das UN/SEEN-Team durch ein Symposium mit zeitgenössischen Typografinnen mit Fragen nach Gleichberechtigung und Sichtbarkeit in der Gestaltung:
»Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie wichtig eine umfassende historische Perspektive für die nachhaltige Gestaltung unserer Zukunft ist – und wie eng Vergangenheit und Gegenwart im Design miteinander verwoben sind,« so ist in der Laudatio zu erfahren.
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From the jury:
»The period preceding the Bauhaus and the significance of ‘applied arts’ have long been overlooked in German design historiography. While the achievements of male designers are well documented, even the most fragmentary information about women designers often demands extensive research. With UN/SEEN, the Gutenberg Design Lab at Mainz University of Applied Sciences is now closing this gap and focusing on women in graphic design between 1865–1919 and today.
For several years, courses at the Gutenberg Design Lab have focused on the societal relevance of design. Design scholars there explore questions of discrimination and intersectionality, engaging in an intensive discourse on gender and design – particularly within graphic design. »For the sake of this discussion, it’s vital to understand the origins of design,«
explain the project’s initiators.
Rarely are historical research and contemporary design
practice as closely intertwined as in UN/SEEN. In their archival investigations, the researchers discovered a striking void: although there were influential women working in graphic design at the time, their contributions have remained largely invisible.
As a consequence of this realization, UN/SEEN emerged. Previously forgotten women designers are being brought back into view – for example through archival work and the expansion of Wikipedia entries. The UN/SEEN platform documents the work of numerous women designers. Through a symposium and collaborations with contemporary typographers, the team led by Prof. Dr Isabel Naegele and Prof. Dr Petra Eisele creates new ways of engaging with design history while connecting these insights to current debates on equality and visibility in design.
This project powerfully demonstrates how essential a comprehensive historical perspective is to shaping a sustainable future – and how closely past and present are interwoven within the field of design.«